Kolumne von Markus Beckedahl
Digitales Bezahlen erscheint auf den ersten Blick bequemer zu sein als Bargeld. Doch damit machen wir uns von Großunternehmen abhängig, die uns ständig beim Einkaufen zusehen. Das muss auch anders gehen.
Im vergangenen Sommer war ich in London. Am Flughafen angekommen, hob ich erst einmal 100 Pfund ab. Ab diesem Zeitpunkt stand ich vor dem Problem, dass die niemand haben wollte. Seit meinem letzten London-Trip, der länger zurücklag, hatte die Stadt auf bargeldloses Bezahlen umgestellt. Irgendwie wurde ich das Geld noch los. Aber dafür musste ich ständig notlügen, dass die Kreditkarte auf meinem Smartphone sei, dessen Akku aber gerade leer sei.
In Deutschland wiederum ist es für Fans des bargeldlosen Bezahlens oft schwierig, die Kreditkarte zu nutzen. Viele Restaurants und Geschäfte wollen lieber Bargeld – etwa weil sie ihre geringe Marge nicht auch noch mit den Kreditkartenunternehmen teilen wollen oder weil das Finanzamt dann nicht so genau hinschauen kann.
Dabei verspricht das Narrativ hinter dem digitalen Bezahlen vor allem eines: Bequemlichkeit. Immer Geld in der Tasche, kein lästiges Wechselgeld mehr, alles ist hygienischer und teilweise muss man sogar erst in der Zukunft bezahlen.
Allerdings gibt es ein kleines Problem: Wir machen uns dabei von den Unternehmen abhängig, über deren Infrastrukturen die Bezahlvorgänge ablaufen. Waren es früher nur die EC- und Kreditkarten der Banken, sind inzwischen PayPal, Google und Apple als Anbieter hinzugekommen. Andere Startups drängen ebenfalls auf diesen Markt. Aber letztendlich läuft es darauf hinaus, dass Apple und Google irgendwann die großen verbleibenden Gatekeeper sind. Wozu brauche ich noch eine Kreditkarte, wenn ich die eh in mein Smartphone integriere und meine Smartwatch an ein Terminal halten kann?
Quelle: netzpolitik.org